Laut der WHO sind Zigarettenstummel das häufigste Abfallprodukt. Zwei Drittel der weltweit gerauchten Zigaretten landen in der Natur, wo sie massive Schäden für die Tier- und Pflanzenwelt anrichten.
- Jedes Jahr werden weltweit rund 5,6 Billionen Zigaretten geraucht.
Achtlos weggeschnippt, werden die Kippenstummel zu einem Müll- und Umweltproblem, ordnet Janine Korduan ein. Sie ist Referentin für Kreislaufwirtschaft beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
„Auch wenn Zigarettenstummel vielleicht wie Watte oder etwas Natürliches aussehen: Tatsächlich ist das Plastik, Mikroplastik. Das bekommen wir nie wieder aus der Umwelt heraus.“ Zusätzlich seien die kleinen Plastikteilchen ein Magnet für Schadstoffe. Besonders beim Rauchen verbleibe ein ganzer Cocktail an Giftstoffen im Filter. Darunter das Nervengift Nicotin, Arsen, Blausäure und auch Schwermetalle wie Blei oder Kupfer.
- Gefahr für Trinkwasser und Lebewesen
Mit dem Regen gelangen die Schadstoffe bis ins Grundwasser. Nicotin ist gut wasserlöslich. Die Schadstoffe sind nicht nur für den Menschen krebserregend, sondern vergiften auch Fische und Vögel.
- Umweltauswirkungen schlimmer als bisher angenommen
Forscher des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie zeigen sogar: Giftige Blaualgen profitieren von Zigarettenabfällen im Wasser. Normalerweise werden Blaualgen in Bächsen und Seen unter anderem von einem Parasiten in Schach gehalten, dem Chytridpilz, sagt Erika Martinez Ruiz, eine der Hauptautorinnen der Studie: „Die aus Zigarettenstummeln freigesetzten Schadstoffe hemmen eine Infektion mit dem Chytridpilz. Als Ergebnis wachsen Blaualgen ungehemmt. Beim Menschen führen Blaualgen beispielsweise zu Hautreizungen, Übelkeit, Erbrechen oder Atemwegserkrankungen.
- Vermeidbare Konsequenzen
Die Folgen des achtlosen Wegwerfens von Zigarettenstummeln wären durch richtige Entsorgung vermeidbar: Kippen gehören in den Restmüll. Auch falls ein passender Mülleimer oder ein Aschenbecher nicht in Reichweite ist, gibt es inzwischen bereits Lösungen: Taschenaschenbecher. Als Schlüsselanhänger oder klein genug, dass sie mit in die Zigarettenschachtel passen, können Sie am nächsten Mülleimer wieder geleert werden.
- Forderungen an die Hersteller
Sowohl die Europäische Union als auch die Weltgesundheitsorganisation sehen die Zigarettenhersteller mit in der Verantwortung. Denn letztendlich brauche es beides: Die systemischen Lösungen und das Bewusstsein dafür, das jedes Wegschnippen einer Kippe Folgen für Tiere, Pflanzen und Trinkwasser hat.
Quele: Nadine Gode, SWR