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Tropisch-exotisch oder Regional-saisonal?

Leser hinter einer Zeitung auf einer Bank sitzend.
Zunächst waren es die Südfrüchte wie Orangen, Mandarinen, Grapefruit und Zitronen. Später folgten dann tropische Früchte wie Bananen und Ananas. Letzte, um damit den berühmten Hawaii-Toast herzustellen oder als Einlage in der Weihnachtsbowle …

In unserer globalisierten Welt sind exotisch-tropische Früchte was unser Konsumverhalten und unseren Speisezettel anbelangt eine Selbstverständlichkeit geworden. Das geht sogar so weit, dass ehemals exotische Früchte wie Kiwis, Mangos, Avocados, Kakis heute schon zu den fast-regionalen Produkten gezählt werden können, da sie aus Spanien, Italien, Israel oder Nordafrika kommen. Die Globalisierung hat auch dazu geführt, dass regional-saisonale Produkte wie Weintrauben, Erdbeeren, Äpfel, um nur einige zu nennen, heute außerhalb der Saison aus den entferntesten Regionen der Welt wie Chile, Südafrika oder Australien zu uns eingeflogen werden.

Insbesondere die großen Distanzen zu den Erzeugerländern und der damit verbundene hohe Ressourceneinsatz bei Transport und Lagerung sowie der meistenteils agro-industrielle Anbau mit hohem Wasserverbrauch, Düngemittel- und Pestizideinsatz lassen die Produkte, was deren Nachhaltigkeit anbelangt, nicht sonderlich gut aussehen.

Großlieferanten aus Brasilien

Besonders ein Land hat in Bezug auf Nachhaltigkeit in der jüngeren Vergangenheit für negative Aufmerksamkeit gesorgt. Brasilien ist mit seinem Anbaugebiet am Rio São Francisco um Petrolina im Nordosten Brasiliens inzwischen einer der Großlieferanten von Trauben, Mangos, Papayas und Limetten für große deutsche Supermarktketten.

Unerwähnt bleibt aber oft, dass speziell diese Produkte hohe Rückstände an Pflanzenschutzmitteln aufweisen, die z.T. über oder gerade noch an der Grenze der geltenden EU-Normen liegen. Eine schon früher lasche Haltung von Anbauern gegenüber übermäßigem Pestizideinsatz wird noch dadurch verstärkt, dass Brasilien unter Bolsonaro den Agrargifteinsatz nicht beschränkt, sondern im Gegenteil durch die Zulassung vieler neuer Agrargifte deren Ausbreitung noch verstärkt hat. Unterstützt werden sie dabei auch von europäischen Pflanzenschutzmittelherstellern deren Produkte in Europa hergestellt, aber nicht mehr eingesetzt werden dürfen, deren Export aber in Länder wie Brasilien generell erlaubt ist. Ökokatastrophen wie z.B. das Bienensterben in Südbrasilien sind also nicht nur hausgemachte Ereignisse in den Anbauländern, sondern werden auch vom Exportverhalten der hiesigen Agrargifthersteller mit beeinflusst.

Zusammenfassung 

Bei unserem nächsten Einkauf müssen wir auf exotische Produkte nicht generell verzichten, aber wir können durch ein bewusstes Kaufverhalten und unsere Produktwahl unsere Supermärkte und dadurch deren Einkauf zu nachhaltigeren Erzeugern und Produzenten hinführen. Produkte aus Ländern wie Brasilien können wir einfach boykottieren oder Produkte mit Fairtrade-Labeln oder Nachhaltigkeitszertifikaten bevorzugen. Auf diese Weise erhalten oder schaffen wir dort Arbeitsplätze, wo nachhaltig gewirtschaftet wird.

Alles-in-allem sollte aber aus Nachhaltigkeitsmotiven trotzdem die Devise gelten: Lieber regional-saisonal als tropisch-exotisch.

Quellen: Laboranalyse auf Pestizide im Auftrag von Greenpeace, Zeit Online zu Pestizidfolgen am 26.10.21